Jeder Mensch macht im Leben viele Erfahrungen. Leute, die auf der Suche nach dem besten gesundheitlichen Weg sind umso mehr. Seit meiner Kindheit habe ich mich intensiv und sehr offen mit diesen Themen beschäftigt, unermüdlich gelernt und mein Wissen und die Praxis in vielen Bereichen erweitert. Wer lernt, probiert und nach dem Optimum sucht für sich selbst und – als Ernährungsberaterin auch für andere, macht zwangsläufig auch Umwege oder landet das eine oder andere Mal in einer Sackgasse. Das Thema heute ist ein „heißes Eisen“, ich bin mir dessen bewusst und ich will hier ausdrücklich betonen, dass dies keine allgemein gültigen Ausführungen , sondern nur meinen eigenen Erfahrungen sind.
Ich sehe das so, nur begrenzt vegane Zeiten sind heilsam für den Körper
Ich habe es so erlebt. In den Zeiten, in denen ich mich vegan ernährte, hat mein Körper besonders intensiv entgiftet. Das gelingt auch schon mit der Tatsache, dass man eine Zeit lang einfach nichts tierisches isst, ohne dabei näher auf die Zusammensetzung der veganen Ernährung zu achten.
Besser und gleichzeitig auch herausfordernder wird die Sache schon, wenn man bei der veganen Ernährung den Frischkost – Rohkostanteil erhöht und die veganen Fertigprodukte streicht. Auf diese Weise habe ich erfolgreich meinen Körperfettanteil reduziert.
Leider bin ich sehr vielen Veganern begegnet, denen es echt schlecht geht, sie aber felsenfest behaupten, dass es ihnen nie besser ging.
Nun ja, meine Erfahrung dabei ist, es ist ein echter Drahtseilakt, sich vegan und wirklich langfristig gesund zu ernähren.
Die, denen ich begegnet bin, ernährten sich häufig und viel von Getreide- und Hülsenfrüchtenprodukten. Sie aßen salzarm, tranken sehr viel Wasser und nahmen meist auch noch Base Pulver, um sich wirklich „basisch“ zu halten.
Als Süssungsstoffe werden häufig Dattel,-Birnen- oder Agarvensirupe benutzt, viele süße Früchte werden gegessen und viel Gebackenes, Gekochtes und Gedünstetes mit hohem Getreide- und Pseudogetreideanteil bevorzugt. Die als gesund geltenden Zuckerstoffe brauner Rohrzucker, Sirupe, Kokoszucker u.a. versüssen jede Art Speise und weil wir süss lieben, ist vegan auf diese Weise einfach. Ja, auch ich habe vieles davon lange gut gefunden!
All das funktioniert eine zeitlang gut aber langfristig beginnen die dann die gern verheimlichten Probleme: Blähungen, Durchfälle, diffuser Haarausfall, Hautfalten und schlaffe Haut, Müdigkeit nach dem Essen, empfindliche Reaktionen auf bestimmte vegane und eigentlich gesunde Nahrungsmittel, stille Entzündungen, Herpes, Energieverlust, Schlafprobleme, Wassereinlagerungen, Augenprobleme, Gallensteine, Muskelschwäche, Bauchschmerzen, Magenschmerzen, Zahnverlust- und Zahnfleischprobleme…. Ich habe einige streng vegan lebende Personen in meinen Beratungen gehabt, denen es genau so erging!
Warum ich lange selbst „betriebsblind“ war
Man bekommt die Impulse aus den Medien, dem Freundeskreis, aus diversen Büchern und sucht sich dann auch entsprechende Ausbildungsstätten, die im Prinzip den Rahmen genau so stecken, dass man kaum darüber hinausschauen kann und … auch kaum will. Viele Jahre bin ich dem gefolgt, was sogenannte Gurus der Vegan Szene veröffentlichten, weil ich ja im Herzen auch einfach „Peace“ wollte.
Doch das eine ist Ernährung und Biochemie- das andere ist verklärtes Wunschdenken und auch ein bisschen“ sich besser als andere fühlen, weil man sich moralisch unangreifbar macht“ und somit eher in der Sparte Religion als Biologie angesiedelt ist– nur meine persönliche Ansicht.
Ich habe also gemäß den Schriften und Ausführungen meiner letzten Ausbildungsstätte meine Beratungen durchgeführt und dabei immer öfter gemerkt, dass einige der Probleme meiner KlientInnen und auch einige meiner eigenen sich vegan einfach nicht lösen ließen. Es waren genau jene Probleme, die erst nach jahrelanger, veganer Lebensweise auftreten können, wenn man bestimmte Sachen ignoriert und nicht wahrhaben will.
Was das genau für Punkte waren, erläutere ich genauer in meinem Buch „(M)ein gesunder Weg aus dem Lipödem“.
Der nächste Punkt ist aus meiner Sicht auch noch wichtig: dass der rein vegane Lebensstil für die meisten Menschen der heutigen Zeit nur deshalb so interessant ist, weil sie sich mit vielerlei exotischen Lebensmitteln aus aller Welt versorgen können, um sich Abwechslung zu verschaffen.
Dann sollte man konsequenter Weise jedoch auch einen Blick darauf werfen, wieviel Logistik es kostet, wie viele Leute in den Drittweltländern dafür ausgebeutet werden. Kaum ein Veganer kauft alles Bio und ethisch einwandfrei, um damit auch die richtigen Produzenten zu unterstützen. Und wenn wir schon dabei sind: ich bezweifle wirklich, dass viele der heute vegan lebenden Personen noch vegan wären, wenn sie sich allein von den lokal hergestellten Lebensmitteln ernähren müssten – besonders im Punkt Winterversorgung.
Auch die große Palette an Nahrungsergänzungsmitteln (von meiner ehemaligen Schule und dem „Zentrum der Gesundheit“reichlich umworben und angeboten – alles vegan – für Veganer) , welche uns Beratern als Hilfe angeboten werden, um vegan gut über die Runden zu kommen, sind echter Luxus und eher für dieses Unternehmen von Vorteil. Ich war zu lange selbst so auf diesen Weg der Beratung fokussiert, das zu erkennen. Natürlich nehmen alle Menschen Nahrungsergänzungsmittel aber keiner der Nichtveganer kommt dabei auf die Idee, dass seine Ernährungsweise die einzig Richtige auf der Welt ist und sie sich aus ökologischen und moralischen Gründen als einzig wahre eignet.
Je mehr Nahrungsergänzungsmittel nötig sind, desto unnatürlicher die Ernährung, denn das hat die Natur für uns so nicht vorgesehen. Dies ist grundsätzlich für jede Ernährungsrichtung ein Punkt allerdings erhebt keine andere den Alleinanspruch auf die einzig wahre Ernährungsform für alle Menschen und Mutter Natur.
Was mir persönlich auch immer einen kleinen Stich ist der Punkt, dass nur Veganer sich schon oft in den ersten Sätzen beim persönlichen Kennenlernen mit dem Satz positionieren: „Ach und übrigens, ich bin Veganer.“ Keiner mit einer anderen Ernährungsweise kommt auf die Idee, dies bei einer Vorstellung im privaten Rahmen- nicht als Klient- mit einzubringen. Es ist doch nur eine Ernährungsentscheidung und entsprechend privat oder doch nicht…?
Ich weiß, dass vielen meiner vegan lebenden Bekannten und Freunden dieser Beitrag nicht gefallen wird aber als Ernährungsberaterin und wegen meiner eigenen Erfahrungen sehe ich es als meine Pflicht an, meine Leserschaft darüber zu informieren, wie meine Position zu diesem Thema ist und warum ich den veganen Lebensstil nicht mehr in jedem Fall uneingeschränkt gut heißen kann.
Somit hat sich der Wert meiner Ausbildung bei der Akademie für Naturheilkunde- der Schule des „Zentrum für Gesundheit“ – auch relativiert und ich bin froh und dankbar, mit meinen Entscheidungen für neue Wege, aus meiner Sackgasse -rein vegan – herausgefunden zu haben.
Ich will hiermit nicht sagen, dass vegan nicht stimmen kann, ich sage nur, dass rein vegan nicht mein Weg ist und ich scheint`s nicht genügend Experte bin, Veganer mit ihren Problemen immer auch vegan vollständig zufriedenstellend zu beraten.
Jeder findet seinen Weg und korrigiert sich auch hin und wieder
Meine Ernährung habe ich auf 50% Rohkost – Blattgrün, Gemüse, Salate, Algen, Obst, 20 % Gemüse warm oder heiß, 10 % Fleisch, Eier, Fettkäse (alles möglichst Bio und Grasfütterung) oder frischen Wild-Fisch und 20 Prozent gesunde Fette – umgestellt. Wobei die Quellen von Proteinen und Fetten sich oft überschneiden, weil ja Eier, Nüsse, Käse Quellen von Proteinen und Fetten sind. Das, was ich aus allen Ernährungsrichtungen als unveränderlich richtig und beständig herausnehmen konnte ist:
Egal, wie du dich ernährst, solange der überwiegende Teil deiner täglichen Ernährung aus einer pflanzlichen- möglichst grünen und rohen Quelle kommt, liegst du immer ziemlich richtig.
Unsere Hauptnahrung sind grüne Pflanzenstoffe und nicht Körner oder Fleisch oder Backwaren oder Milchprodukte, verpackte Supermarkt Kost oder sonst etwas….
Mit dieser Ausrichtung schaffst du es ohne große Anstrengung, den Körper – dort wo es angebracht ist- basisch zu bekommen und dort, wo er sauer sein muss- auch sauer.
Doch was ich aus der Praxis meiner Beratungen herausgenommen habe ist: die wenigsten aller Ernährungsrichtungen ernähren sich wirklich von Grünzeug und Gemüse und noch weniger davon im Rohzustand (also nicht tot gekocht).
Zuviel Wasser trinken und streng salzarm essen waren einige meiner Fehler während meiner rein veganen Zeit. Da ich schon immer viel Gemüse und früher auch viele Früchte aß, hatte ich sowieso schon viel Wasser zu mir genommen. Das zusätzliche Wasser spülte allerdings viele meiner wertvollen Mineralstoffe hinaus und ich merkte erst lange, lange später, welchen Effekt das auf meinen Elektrolyte Haushalt hatte. Als Veganer habe ich auch viel zu viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt und zu viele Früchte gegessen. Der Grund war, ich hatte einfach ständig Appetit auf Süßes und Gebäck und….auch auf Alkohol (Wein)…. Erst später erkannte ich, warum dies der beste Weg ist, um sich in eine Hypoglykämie oder Insulinresistenz zu schaukeln. Mit meiner Veganer-Brille habe ich dies bei mir selbst erst spät erkannt, als sich schon deutliche Mängel und Beschwerden einstellten und mir das als Ernährungs- Expertin echt zu schaffen machte!
Meine Message:
Ich wünsche jedem, dass er seinen Weg findet und sich niemals Scheuklappen auferlegen möge. Alles ist im Wandel und was heute als die perfekte Wahrheit erscheint, kann morgen schon durch neue Erkenntnisse eines Besseren belehrt werden. Natürlich ist nicht jeder Mensch gleich und reagiert auf Einflüsse aller Art sehr individuell. Ich respektiere jeden Menschen und auch seine Art zu leben und sich zu ernähren.
Als Ernährungsberaterin werde ich künftig Programme anbieten, die eine Quintessenz dessen darstellen, was mir mein Blick über den Tellerrand an Verbesserungen meiner eigenen Gesundheit gebracht hat. Ich habe mein Lipödem, meine Insulinresistenz -und auch meine beginnenden Herzprobleme- geheilt oder . Mir ist dies zuvor auf rein vegane Weise nicht gelungen, letztere Punkte hatte ich eher unbewusst durch vegan (und dabei auf die nicht richtige Weise vegan) noch verstärkt.
Es wird darum gehen, die oben genannten Beschwerden über die Ernährung zu korrigieren, um die Lebensqualität zu verbessern. Ich möchte, dass wir den Mut und die Courage haben zu lernen, wie man selbst versiert seine Gesundheitsprobleme angeht. Immer nur die selbe Quelle zu benutzen, heißt immer die gleichen Ergebnisse zu bekommen. Ist man damit zufrieden und geht es einem bestens? Fein.
Gibt es jedoch Probleme, dann wird es Zeit für das Hinterfragen bestehender Strukturen. Eigene Erfahrungen sind ein kostbares Gut und umso wichtiger, je ehrlicher man bereit ist, sich selbst und seinen Standpunkt immer wieder einmal neu zu prüfen und bereit ist, nötige Korrekturen vorzunehmen.
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Liebe Sylvia,
vielen Dank für diesen selbst-kritischen und -reflektierten, spannenden Bericht.
Sehr interessant finde ich dabei, das für Dich beim pflanzlichen Anteil Deiner Ernährungsweise als bekömmlich gefundene Maß zwischen Rohkost und gekochtem Gemüse, denn das ist bei mir (individuell) etwas anders, aber ich koche mein Gemüse auch nicht „tot“, sondern dämpfe es entweder in einem Siebeinsatz „al dente“ oder bereite es in einer Pfanne mit Fett zusammen mit Eiern zu 🙂
Ganz besonders gut finde ich auch Deinen oben erwähnten Aspekt des Fair Trade, sowie der Herkunft und der ganzen Lieferwege, der von uns hauptsächlich gekauften Produkte, darüber dürfen wir uns ja immer wieder Gedanken machen, auch über den Umgang mit den heimischen Landwirten und Gärtnern.
Vielen Dank für dein Feedback… ganzheitlich bedeutet halt auch einen Blick auf die Herkunft und Verarbeitungsmethoden zu werfen, ohne sich damit vollkommen ausbremsen zu lassen. 🙂
Liebe Sylvia!
Danke für deine offenen wunderbaren Worte. Ich habe die gleiche Erfahrung mit meinem Körper gemacht. Du sprichst mir aus dem Herzen. Ich bin auch nicht mehr komplett vegan, sondern ernähre mich in etwa so wie du es jetzt herausgefunden hast. Ganz liebe Grüße Sabine
Ein wunderbarer Artikel! Ich selbst wurde vor einigen Jahren durch einen Vortrag einer Ärztin darauf aufmerksam, dass sowohl vegane als auch 100% Rohkosternährung eine Heilernährung sind, nicht für die dauernde Ernährung geeignet, da nach einigen Jahren ernsthafte Probleme auftreten.
Ich wünsche diesem Artikel sehr viel Aufmerksamkeit!
Liebe Grüsse, Jutta
Vielen Dank, liebe Jutta. Ich hoffe auch, dass dieser Artikel fleißig geteilt wird. Liebe Grüße , Sylvia
Liebe Sylvia,
danke für deine offenen Worte. Sie sprechen mir in vielem aus der Seele. Mir geht der vegane Hype manchmal sowas von auf die Nerven und ich komme mir richtig schlecht vor oder sage lieber gar nicht, dass ich Fleisch esse. Jede/r soll essen wie es seinem Körper gerecht wird und wir sind einfach unterschiedlich und gerade dann wenn schon gesundheitliche Probleme vorliegen. Niemand ist besser oder schlechter weil er oder sie Fleisch, vegetarisch, vegan oder sonst wie isst. Ich kann mich allerdings auch daran erinnern, dass ich mit 20 als ich Vegetarierin wurde, jeden schief angeguckt habe, der Fleisch ist. Zum Glück bin ich da raus gewachsen. Toleranz steht jedem Menschen gut!
Liebe Grüße
Katrin
Danke, liebe Katrin, für dein Feedback. Es bestärkt mich darin, weiter dafür einzustehen, dass das Thema Essen auch Essen bleibt und nicht zu einem Politikum hochstiliert wird :). Wer gern vegan ist, bitte sehr, sehr gern. Wer nicht vegan ist, der ist es eben nicht und hat seine Gründe aber niemand ist besser oder schlechter wegen der Wahl seiner Nahrung. Besonders dann nicht, wenn man mit dem „moralischen Finger“ auf andere zeigt, denn dabei zeigen auch immer drei Finger auf denjenigen selbst …. Liebe Grüße, Sylvia